Allahs Karawane. Eine Reise durch das islamische Multiversum
Dichter, die die Sehnsucht nach der Nähe Gottes in erotischen Metaphern besingen, muslimische Feministinnen, die mit dem Koran für Frauenrechte kämpfen, Gläubige, die das Fasten durch Arbeit ersetzen und Philosophen, die Wissenschaft, Demokratie und den Islam zusammendenken, um ihre Vision von Gerechtigkeit zu untermauern.
Allahs Karawane führt die Leser durch unbekannte Welten des Islam in Asien, Afrika, Europa und den USA. Es zeigt Lebensrealitäten von Muslimen, die weniger durch Orthodoxie als durch Pragmatismus, Kreativität und Poesie geprägt sind. Es stellt Personen vor, die mit großem Engagement für eine bessere Welt, darunter für die Rechte von Frauen und anderen Benachteiligten kämpfen und dabei ihre Religion neu denken müssen. Es zeigt Menschen muslimischer Herkunft, die eine persönliche Beziehung zu ihrem Gott kultivieren, sich aber Einmischungen von anderen verbitten. Es informiert über muslimische Gruppen, deren Mitglieder mit Begeisterung Rituale durchführen, die andere für unislamisch halten. Es gibt Einblicke in Dimensionen islamischer Mystik, die manche als Häresie verurteilen. Einige der vorgestellten Strömungen des gegenwärtigen Islams können mit dem Adjektiv „tolerant“ bezeichnet werden, andere sind dogmatisch und von einem ehernen Wahrheitsanspruch beseelt. Eine Reduzierung auf gefällige Kategorien der politischen Korrektheit verbietet sich aus diesem Grund. Gemeinsam ist den hier vorgestellten Spielarten des Islam allerdings, dass sie von Fundamentalisten und Radikalen abgelehnt und ihre Anhänger häufig sogar als Apostaten verfolgt werden. Die Vielfalt des Islam ist all denjenigen ein Dorn im Auge, die sich für die globale Homogenisierung dieser Weltreligion stark machen und dabei vor Gewalt nicht zurückschrecken.
Bibliographische Angaben
Allahs Karawane. Eine Reise durch das islamische Multiversum. München: Ch. Beck. 2001